FAQ – Antworten auf häufig gestellte Fragen

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↳ Wie stehst du bzw. das Projekt zum Thema Gendern?

"Auf der Seite und auch in den Büchern sehe ich eigentlich noch ziemlich viel Luft nach oben was das Thema Gendern angeht. Meist wählst du ganz Oldschool die männliche Version in der Sprache. Wie siehst du das?"

Steine mit den Buchstaben A und Q darauf
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Ich versuche mich kurz zu fassen, auch wenn es einige Aspekte dazu gibt. Zunächst das Allerwichtigste: Vor meinem geistigen Auge sehe ich beim Schreiben und allen anderen Arbeiten in Bezug auf das Projekt stets gleichermaßen viele Männer wie Frauen, die zudem auch exakt gleichwertig und gleichberechtigt sind. Auch und erst recht beim ganz realen Projekt, dem WorldTeam, gibt es genau gar kein Machtgefälle zwischen Mann, Frau und Divers. Und das ist bereits das, worauf es letztlich wirklich ankommt. Denn das ist die gelebte Praxis aus Überzeugung. Anders gesagt: Frau oder Divers werden sich mit Sicherheit nicht diskriminiert oder weniger wert fühlen im persönlichen Kontakt mit mir.

Gerade weil ich eben keinen Unterschied zwischen Mann und Frau mache, sondern einfach immer nur den Begriff "Mensch" in mir spüre, habe ich diese ganze Thematik auch nicht so auf dem Schirm, wie es bei vielen Aktivisten und Aktivistinnen der Fall zu sein scheint. Würde ich jetzt wieder ein Bewusstsein für das Erkennen etwaiger Unterschiedlichkeit in der Sprache entwickeln müssen, um besser gendern zu können, wäre das für mich ein spirituell-evolutionärer Schritt zurück. Und das ist nicht die Richtung meiner Wahl.

Ich habe wenig Lust, beim Schreiben wichtige Ressourcen (Kraft, Zeit, Gedanken) darauf zu verwenden, bei all der ohnehin schon vorhandenen Komplexität der Themen, dem Beachten von Grammatik, Zeit, Rechtschreibung, Logik, Zeichensetzung, ... nun auch noch durch einhundertprozent sicheres Gender-Lektorieren meine Texte noch schwieriger schreib- und lesbar zu machen. Wenn dann noch die Qualität des Inhalts darunter leidet (und sei es auch noch so gering), dass ich eine gewisse Form wahre, die mir Aktivist:innen mehr oder weniger gewaltsam und ungeduldig überstülpen wollen, dann muss ich das entschieden ablehnen. "Überall lagen verletzte Kämpfende" klingt nun mal leider bescheuerter, als "Überall lagen verletzte Krieger". Sorry.

Verhältnismäßigkeit heißt das Zauberwort. Differenzieren können, geduldig sein und eben jene Toleranz an den Tag legen, die man für sich selbst gerade einfordert. Gaben, die heute mehr und mehr Menschen verlernen. Wo es unsperrig und im Schreibfluss möglich ist, es den Text nicht entkräftet und meine Leser:innen nicht nervt, gender ich an einigen Stellen immer Mal wieder sehr gerne. Damit möchte ich zeigen, dass ich nicht kategorisch oder gar aggressiv dagegen Stimmung machen möchte. Ich respektiere den Wunsch auf (auch stärker gefühlte) Gleichberechtigung in textlichen Werken durchaus. Aber ich kann den Druck, die Eile, die Ungeduld, die Aggressivität, die Intoleranz (z.B. älteren und festgefahreneren Schreibern gegenüber) nicht akzeptieren. Sprache muss sich entwickeln. Und zwar frei. Sie muss wachsen - aus einem Lebens- und Zeitgefühl heraus. Zudem sehe ich etwa 427.538 dringlichere Probleme in der Welt, um die ich mich mit der Arbeit an der Wurzel ja gerade kümmern möchte!

Wenn man schon Jagd auf "Sprachverbrecher" machen möchte, wäre es durchaus sinnvoller, die zunehmende Schreib- und Sprechfaulheit gerade in den folgenden Generationen ins Visier zu nehmen. Oder dafür zu sorgen, dass wenn man in E-Mails drei Fragen stellt, viele (junge) Leute nicht immer nur die letzte Frage beantworten, da ihre Aufmerksamkeitsspanne für die ersten beiden Fragen bereits erschöpft ist. In solchen Entwicklungen sehe ich weit mehr sprachkulturelle Bedrohung.

Man möge doch bitte nicht vergessen: Es kommt immer noch auf den Inhalt und die Botschaft in textlichen Werken an. In meinen zumindest. Wer meine Texte liest und dabei vorwiegend auf die Form achtet und sich davon sogar final abtörnen lässt, ist für den Inhalt womöglich noch nicht bereit und darf gerne warten, bis jemand Ähnliches schreibt - dann besser gegendert.

Das gilt fürs Gendern ebenso wie beispielsweise für Grammatikfehler. Ich hab nun einmal leider nicht das Geld für einen Lektor (oder eine Lektorin). Zugegeben: hier hätte ich "für ein Lektorat" schreiben können. Und weißt du was? Das mache ich beim nächsten Mal sogar. Und zwar dann, wenn ich bereits beim Schreiben daran denke. Denn wie gesagt: So etwas muss wachsen und sich entwickeln. Ich lasse mir keine Sprache diktieren. Diese Zeiten sind zum Glück seit rund 80 Jahren vorbei. Dachte ich.

Dinge brauchen Zeit. Es ist pervers, ungeduldig, unweise, unreif und auch einfach unverhältnismäßig, eine Sprache gewaltsam durch Regeln, Gesetze oder auch nur moralischen Druck, wie beispielsweise abwertende Verurteilung verändern zu wollen. Ich traue der EU oder Deutschland allerdings durchaus zu, Gendern per Gesetz in naher Zukunft vorzuschreiben - sogar für Romanautoren, für welche mindestens künstlerische Freiheit bestehen bleiben muss.

Die Genderdiskussion - so fürchte ich - hat auch mehr Gegenwehr bewirkt als Zustimmung. Und warum? Weil sie GEGEN etwas ist. Weil sie DRUCK und ZWANG ausüben möchte. So etwas geht niemals gut aus. Auch wenn es gut gemeint ist. Gleichberechtigung muss eine Selbstverständlichkeit sein. Keine Vorschrift, kein Gesetz. Und wodurch wird sie zur Selbstverständlichkeit? Da fängt es an, interessant zu werden. Und langfristig auch zu funktionieren. Genau solche Fragen stellt dieses Projekt hier. Und liefert auch schon Ideen. Eben Fragen und Ideen bezüglich der Wurzel. Wenn du für eine bessere Welt bist - was Gendern oder auch gerne Themen darüber hinaus angeht - dann mach vielleicht lieber hierbei mit. Denn dein Ehrgeiz ist super und heute extrem wichtig! Doch das GEGEN und der DRUCK sind definitiv der falsche Weg. Nicht nur im Genderstreit programmiert Dagegensein Aktivisten Burn-out bei dir und Gegen-Aggression oder zumindest Ablehnung bei den "Gegnern" vor.

Was denkst du, wie viel Zeit es brauchen wird, die spirituelle Revolution in Gang zu setzen, geschweige denn "abzuschließen"? Das wird etliche Generationen andauern. Und ganz gewiss ist das wichtiger, als hundert Prozent konsequentes Gendern. Aber auch hier müssen ich und alle, die bereits sehnsüchtig drauf warten, Geduld beweisen. Und jene Geduld mögen bitte auch die Genderfreund:innen haben. Und vielleicht auch eine Prise mehr Gespür für Verhältnismäßigkeit und wo es Sinn macht anzusetzen, wenn es um eine Verbesserung der Zukunft geht. An der Wurzel nämlich. Und nicht an jeder einzelnen faulen Frucht an sich. Das ist nämlich nicht möglich.
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